Menschen neigen zum Flunkern, Schwindeln, Täuschen und Betrügen – und sie tun es immer hemmungsloser. Zumindest ist das eine Erkenntnis einer von DIE WELT veröffentlichten Studie zum Thema Wahrheit.
Selbst „ehrliche“ Menschen lügen rund zweihundert mal am Tag, dies schreiben gleich mehrere Quellen, wenn man nach der Lügenfrequenz im Netz recherchiert.
Einig ist man sich außerdem, dass Menschen, die gern beeindrucken möchten, besonders häufig lügen. Somit könnte die Nachricht von den zweihundert Lügen pro Tag auch eine Lüge sein, weil eine spektakuläre Nachricht mehr beeindruckt, als eine die feststellt man lügt nur acht mal pro Tag. Ein schwieriges Thema also.
Eines scheint jedoch verlässlich erforscht zu sein und zwar das es weniger typische Lügner, als mehr typische Lügenumfelder gibt. Das bedeutet, man lügt nicht in allen Bereichen gleich häufig, es gibt Gemeinschaften und Situationen, in den man Lügen für akzeptierter und somit für lässlicher hält als andere. Studenten einer amerikanischen Uni, welche man vor Beginn eines Tests an den Ehrenkodex der Uni erinnert hat, waren z.B. ehrlicher als die Vergleichsgruppe, die diese Erinnerung nicht erhalten hat. Da das (soziale) Umfeld über die Häufigkeit der Lügen entscheiden kann, war das für mich Anlass, dies als Thema für die non-consensual zu wählen.
Denn sobald es sich um Themen wie Sexualität und Beziehungen handelt, lügen wir anscheinend besonders häufig. Bis zu 30% mehr als in anderen Situationen, als z.B. auf Arbeit oder in der Freizeit. Zu dem Wunsch zu beeindrucken (welcher das Lügen ohnehin schon befeuert) kommt in dieser Situation noch das Tabuthema Sexualität.
Aus zwei Sessions im Club, wird, eine 10 jährige SM-Erfahrung, und aus einmal Sex die Woche wird täglicher Sex. Die Fernbeziehung wird dem Profilbesucher der SZ als 24/7-Partnerschaft verkauft, usw.
Communities wie die Sklavenzentrale haben darüber hinaus das Problem, dass sie eine besonders tabuisierte sexuelle Spielart behandeln, weshalb viele ihrer Mitglieder anonym agieren. Das führt vermehrt zu virtuellen Identitäten bis hin zum Fake. Jeder, der über längere Zeit Mitglied auf einer Erotik- oder Dating-Plattform war, kennt das Problem der Fakes.
Berücksichtigt man jetzt, dass das Umfeld ebenfalls entscheidet, wie ehrlich man selbst auftritt, so kommen in der Sklavenzentrale einige Faktoren zusammen, die sie zum idealen Treibhaus für Lügen werden lassen.
Für alle, die noch von ihren Eltern gelernt haben: Ehrlich währt am längsten, ist diese Erkenntnis eine bittere Pille.
Leider stimmt der elterliche Rat auch nicht immer. Wer häufiger flunkert, hat oft bessere Karten bei der Weitergabe des eigenen Genpools. Egal ob Pfau oder Mensch, schillernde Persönlichkeiten ziehen an. Wer bei einem Date die Wahrheit kreativ ausgestaltet, wirkt mitunter lebhafter, interessanter und schlicht aufregender als jemand, der nur vom Stau auf der A7 zu berichten weiß.