Pornografie
Pornografie
Liebe Community,
was denkt ihr eigentlich zum Thema Pornografie? Zu Beginn dieses kleinen Essays möchte ich folgende, wenn auch subjektive, Beobachtung mit euch teilen.
Bis vor ein paar Jahren hat die Sklavenzentrale Bilder, die sie als pornografisch eingestuft, auch so gekennzeichnet. Diese Bilder waren nur für Mitglieder zu sehen, die ihr Alter nachgewiesen hatten. Heute läuft es genau andersherum, alle Bilder benötigen einen Altersnachweis beim Betrachter und nur wenige, ausgewählte Bilder sind frei zu sehen.
Seit das Ab18-Label weggefallen ist, haben Motive die die Sklavenzentrale früher als „porno“ eingestuft hätte, deutlich zugenommen. Pentrationsbilder zum Beispiel waren früher sehr selten zu finden, haben aber heute einen festen, wenn auch geringen, Prozentsatz im Bilderpool.
Ich habe deshalb den Eindruck, dass es einigen Mitgliedern früher peinlich war ein Pornobild hochzuladen, doch jetzt wo es keine Kategorie Porno mehr gibt, steht es jedem frei sein Bild trotz des eindeutigen Motivs als Kunst zu sehen.
Eine Diskussion, die früher zwischen der Sklavenzentrale und den Bildeinstellern nicht selten zu Unmut führte. Zum Beispiel dann, wenn die Sklavenzentrale ein Bild mit einem aufgerichteten Schwanz als Ab18 einstufte und der Fotograf aufgrund des Settings oder Lichtführung sein Bild als Kunstwerk sah und den Pornoverdacht ablehnte.
Wie bereits oben erwähnt, ist diese Beobachtung subjektiv, wirklich gezählt habe ich die Uploads nicht.
Worum es mir geht, ist, dass es sich selbst auf einer Plattform wie der Sklavenzentrale wohl für manche Mitglieder beschämend anfühlt, Porno zu produzieren oder zu konsumieren.
„Pornographie, ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität oder des Sexualakts, in der Regel mit dem Ziel, den Betrachter sexuell zu erregen. … Der Konsum von Pornografie kann als Form des Voyeurismus (der „Schaulust“) betrachtet werden.“
Zitat: Wikipedia
Wer sich Pornos anschaut ist also laut Wiki ein Voyeur, ein Spanner also und, so sagt es uns unsere gute christliche Erziehung, wahrscheinlich auch ein Wichser und Heimlichtuer.
Rundum jemand der eine unreife und anrüchige Form der Sexualität gewählt hat. Wahrscheinlich, weil er es nötig hat, triebgesteuert ist und und nicht Manns oder Frau genug ist, um seinen Sexualtrieb mit einem anständigen Partner in tiefer Liebe und gegenseitigem Respekt auszuleben.
Warum ist das Image der Pornografie so schlecht? Mir persönlich fallen gleich 20 Gründe ein und ich vermute dem Leser auch, selbst wenn er zu den bekennenden Konsumenten gehört.
Ich selber schaue mir pornografische Inhalte stets mit einem ambivalenten Gefühl aus Faszination und Scham an.
So gilt Pornografie z.B. immer noch als entwicklungsbeeinträchtigend und somit für Jugendliche schädlich. Immer wieder ist zu lesen, Pornografie sei unter anderem deshalb so schädlich, weil es keine realistische Sexualität zeigt, sondern eine sexuelle Utopie, die ein falsches Rollenbild vermittelt, oft gewalttätig besonders gegen Frauen anmutet und so heranwachsenden Menschen ein ungesundes Bild von Sexualität vermittelt.
All diese Argumente sind berechtigt, meiner Auffassung jedoch treffen diese Kriterien aber ebenso auf eine Reihe anderer Sujets zu.
Der Topos Science-Fiction. Dort begegnen sich Menschen in zuweilen höchst unrealistischen Welten, ausgestattet mit Superkräften, die selbst die standfestesten Pornostars alt aussehen lassen, in Gesellschaftsformen die undemokratisch sind. An tödlicher Gewalt fehlt es dort meist auch nicht.
Ich räume ein, dass der fiktive Charakter bei Science-Fiction so augenscheinlich ist, dass man ihn wahrscheinlich noch leichter als bei der Pornografie ausmachen kann.
Aber wie schaut es mit Gangsterfilmen oder Thrillern aus? Vor allem wenn sie so gedreht sind, das 50 Prozent der Kinobesucher am Ende nicht wissen, ob sie Claris Starling oder doch Hannibal Lecter sympathischer fanden? Netflix-Serien mit netten Auftragskillern von nebenan stehen gerade beim jungen Publikum hoch im Kurs. Selbstjustiz wird in nicht wenigen Serien wie „The Purge – Die Säuberung“ gefeiert.
Ist es wirklich so, dass Heranwachsende die mitunter angreifbaren Rollenbilder und Utopien von z.B. GNTM sofort erkennen, aber bei Pornografie völlig unreflektiert dem Plot ausgeliefert sind?
Laut der Süddeutschen Zeitung, hat eine Umfrage unter britischen Mädchen hat ergeben, dass 60 Prozent gerne Model werden würden. Also einen Beruf ergreifen wollen, der ganz klar der "schönen Minderheit" vorbehalten ist und in dem man in den meisten Fällen ab 35 als zu alt gilt.
Die ganze Medienlandschaft ist voll von fragwürdigen Einflüssen und das nicht nur auf junge Menschen.
In Deutschland sterben nur sehr wenige Menschen an den Folgen einer Straftat, ganz anders in den Medien. Dort sterben Menschen selten an Altersschwäche, sondern im Kugelhagel, durch Gift oder Explosionen. Das zumindest kann man der Pornografie nicht vorhalten. In Pornofilmen sterben in aller Regel keine Menschen.
Auch gibt in Pornos kaum emotionales Leid. Ich habe schon tragische Liebesfilme gesehen, die mich emotional stark mitgenommen haben. Die heulende Frau auf dem heimischen Sofa vor einem Liebesfilm ist doch ein Klassiker der Filmgeschichte. Vielleicht sind traurige Liebesfilme ganz real dazu angetan Verlustängste zu triggern oder die Tragik einer unglücklichen Partnerschaft überzubewerten. Sind all diese Einflüsse "Peanuts" im Vergleich zu einer Deep-Throat Szene im Porno?
Ich weiß es nicht. Die Studien, die ich zum Thema finden konnte und die nicht 300 Seiten stark waren
(diese zu lesen fehlte es mir an Elan), argumentierten mal in die eine mal in die andere Richtung.
Unumstößlich scheint mir zumindest, dass Pornografie etliche problematische Inhalte transportiert. Es gibt dort Gewaltdarstellungen, als erniedrigend anzusehende Szenen und holzschnittartige Charaktere und Interaktionen.
All diese Dinge gibt es aber in allen Genres. Es ist nicht so, als vermitteln nur Pornos unerwünschte gesellschaftliche Tugenden. Mir scheint, nur dem Porno nimmt man diese besonders Übel.
Weil wir es gewohnt sind alles was mit Sexualität zu tun hat, als Sonderfall zu betrachten und besonders kritisch zu sehen. Da steckt halt doch irgendwie der Teufel drin, fleischliches Begehren ist uns einfach suspekt.
Kaum ist Sexualität im Spiel, vermuten wir der „gesunde Menschenverstand“ setzt aus und das Gesehene wird dem eigenen Verhaltensmuster hinzugefügt. Warum fürchten wir das nicht bei Filmen wie „Rambo“ oder „Conan der Barbar“ im gleichen Ausmaß?
Wer alle Staffeln von „Grey's Anatomy“ gesehen hat, der denkt bei Schmerzen im linken Knie ganz bestimmt an eine Reihe von Krankheiten, die „Breaking Bad“ Junkies nicht auf dem Schirm haben.
Es ist wie fast immer, die Dosis macht das Gift.
Aber wie steht es nun mit der Scham? „Die Geschichte der O“ ist eben kein „Mann ohne Eigenschaften“ und zählt somit nicht zu den anerkannt bedeutendsten Romanen des 20. Jahrhundert.
So what? Wenn man in solchen Kategorien denken möchte, sind wahrscheinlich 98% Prozent aller Literatur und Filmwerke Schund. Aber vielleicht geht es darum gar auch nicht. Vielleicht wäre es praktikabler, wenn wir das Thema etwas niedriger aufhängen. Wenn ich gerne Science-Fiction konsumiere und der Konsum nicht dazu führt, dass ich jedes Frisbee im Park für ein Ufo halte oder glaube Linienflugzeuge versprühen Chemtrails, dann bin ich okay. Mit Pornografie verhält es sich ebenso. Solange ich bei Heuballen auf der Wiese nicht ausschließlich an: „Warum liegt denn hier Stroh?“ denken muss, kann ich Fiktion und Realität noch trennen.
Kein Grund zur Scham also, oder?
Ach ja, ich vergaß diese eine Sache mit der sexuellen Erregung. Sich sexuell erregen zu lassen löst auch Scham aus. Schweinkram halt. Was ist aber, wenn ich die emotionale Aufgewühltheit suche, die mir ein romantischer Liebesfilm bietet? Dieses intensive Gefühl des Sehnens, die Spannung, ob sie sich finden? Ist die Befriedigung dieser Emotionen um so viel erhabener? Sind das edle Emotionen und sexuelle Gefühle "schmutzig"? Oder sind das mittelalterliche Denkmuster?
Viele Fragen, die zur Betrachtung der eigenen Position einladen.
Text: M. Zyks